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Das erste deutschsprachige Buch über Bourbon – eine informative und optisch sehr ansprechende Einführung in die Welt des US-Whiskey.
Über schottischen Whisky gibt es sehr viele deutschsprachige Bücher. Über amerikanischen Whiskey gab es hingegen lange Zeit kein einziges. Thomas Domening schließt diese Lücke, und sein Buch zu lesen macht Spaß – auch (und gerade dann), wenn man sich in der Materie noch nicht so gut auskennt.
In Deutschland wird mehr amerikanischer Whiskey getrunken als schottischer Whisky
Doch während es zu Scotch und Co. jede Menge deutschsprachige Literatur gibt, musste man sich bisher mit englischsprachigen Publikationen zufrieden geben, wenn man sich in Sachen Bourbon bzw. amerikanischem Whiskey einlesen wollte. Was, zumal bei vielen Fachbegriffen, doch mitunter etwas mühsam sein kann.
Dachte sich anscheinend auch ein aufgeweckter Österreicher: Thomas Domenig. Der ist nicht nur Bourbon-Fan, sondern auch Weinakademiker (er hat einen Abschluss beim renommierten WSET gemacht), „Certified Advisor of Spirits“ und Veranstalter der „Cocktailtage“. Außerdem ist er ausgewiesener Barprofi, der u.a. schon im legendären „Le Lion“ in Hamburg und im „One Trick Pony“ in Freiburg hinter dem Tresen stand. Drei Jahre hat Domenig recherchiert und probiert, hat mit Distillern gesprochen und Brennereien besucht. 2019 erschien das stolze Ergebnis dieser Arbeit: „Bourbon – ein Bekenntnis zum amerikanischen Whiskey“.
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Ein Buch für Laien und für Fortgeschrittene
434 Seiten ist das Buch dick, satte 118.000 Wörter stecken drin. Aber keine Angst: Es zu lesen ist keine Arbeit, vielmehr ist es ein großes Vergnügen und hochinformativ. Thomas Domenig hat sein Buch sowohl als Einführung konzipiert, die Laien abholt als auch als spannendes Werk für diejenigen, die sich vielleicht schon ein bisschen besser in Sachen Bourbon auskennen. Den Spagat muss man erstmal schaffen. Welche Historie hat der Bourbon? Wie wird er hergestellt? Welche Unterschiede es zum Beispiel zwischen Bezeichnungen wie Bourbon, Straight Bourbon und Kentucky Straight Bourbon? Das Buch beginnt mit einem historischen Abriss von den ersten, Whiskey brennenden Siedler*innen im heutigen Kentucky über die Prohibition bis in die Gegenwart hinein.
Im Folgenden stellt Domenig die unterschiedlichen Typen amerikanischer Whiskeys vor, vom Bourbon über Rye bis zum Corn Whiskey. Welchen Einfluss haben Getreide, Art der Fermentation und der Destillation auf das Endprodukt? Damit beschäftigt er sich ebenso – und das in gut nachvollziehbarer, „nichtnerdiger“ Weise – wie mit der Frage, welche Rolle das Holz spielt.
Man kann sagen: Holz spielt beim Bourbon eine Hauptrolle. Diesem Rohstoff widmet Domenig denn auch ein eigenes, großes Kapitel. Zurecht, schließlich gibt es hierzu auch eine Menge zu erzählen, von der Fassherstellung über die Reifung im Fass bis zur anschließenden Verschickung der Fässer in die weite Welt für andere Spirituosen. Beim Bourbon Whiskey wird schließlich stets neues Eichenholz („virgin oak“) verwendet, das seinen geschmacklichen Abdruck hier somit besonders deutlich hinterlässt.
Die großen Temperaturunterschiede in Kentucky – heiße, feuchte Sommer, kalte Winter, 35 Grad beträgt die Differenz im Durchschnitt – sorgen für viel Interaktion zwischen Holz und Destillat. Viel mehr als im stets moderaten bis kühlen Schottland übrigens.
Warum unsere Destillerie auch in der Prohibition Alkohol herstellen durfte
Den größten Teil seines Buches nehmen ausführliche Portraits der großen, traditionellen Hersteller der USA ein. Insgesamt gibt es derzeit übrigens rund 1.800 Destillerien, von denen viele sehr klein sind, sogenannte Mikrodestillerien.
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Buffalo Trace zählt zu den Großen und fehlt in Domenigs Portraits natürlich nicht. Das Unternehmen Sazerac, zu dem es seit 1992 gehört, stellt der Autor in einem eigenen, über 40 Seiten langen Kapitel vor. Er berichtet von den Anfängen im New Orleans des 19. Jahrhunderts, von Höhen und Tiefen in der langen Geschichte, stellt ausgewählte Sonderkollektionen vor, für das Haus weltberühmt ist – und berichtet in einem anderen Teil des Buchs auch, warum das Unternehmen zu Zeiten der Prohibition als eine von gerade mal sechs Destillerien der USA weiter Alkohol produzieren durfte:
„Zu Prohibitionsbeginn noch eingelagerte Spirituosenvorräte durften von nun an ausschließlich und streng rationiert zu medizinischen Zwecken oder an eingetragene Konditoreien zur Kuchenbereitung verkauft werden. Einem Arzt war es gestattet, jedem seiner Patienten alle zehn Tage ein Rezept für ein Pier (ungefähr ½ Liter) von einer 50 Vol.-% starken Spirituose auszuhändigen. Mit diesem Vermerk konnte sich derjenige in eine lizenzierte Apotheke begeben, wo er sich vollkommen legal mit Whiskey und zuweilen auch anderen nationalen wie internationalen Spirituosen eindecken konnte.“
Ein Blick ins Buch:
Ein nicht nur interessantes, sondern auch ein schönes Buch
Das Buch ist aber nicht nur spannend zu lesen. Es ist auch überaus hübsch gestaltet. Mit Illustrationen von Sonja Schaller und Designs von Verena Manyet wird die Lektüre noch kurzweiliger. Und ja, es ist auch ein schönes Geschenk für Whisk(e)y-Connaisseur*innen und alle, die es noch werden wollen. Übrigens: In seiner Kärntner Heimat am schönen Weissensee hat Thomas Domenig im Sommer 2021 seine eigene Bar eröffnet, das „Jack Rabbit“. Dass es hier auch Drinks mit Bourbon Whiskey gibt, ist, wie man in Österreich zu sagen pflegt: eh klar!
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„Bourbon – ein Bekenntnis zum amerikanischen Whiskey“ kostet 45 Euro, hat 434 Seiten und ist im Eigenverlag erschienen. Auf der Webseite zum Buch unter www.bourbonbuch.de gibt es neben der Bestellmöglichkeit auch ein Probekapitel sowie einige spannende Videos zum Thema von und mit Thomas Domenig. Und wer noch mehr wissen möchte, dem empfehlen wir diesen Podcast.
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American Bourbon wie unseren zeichnet aus, dass er ausschließlich in neuen Fässern aus US-amerikanischer Weißeiche reift.
Das Flaggschiff der Buffalo Trace Distillery ist unsere Hommage an die wilden Büffelherden Amerikas. Einst wiesen ihre Pfade den Pionieren den Weg zu jenem Fluss, der heute Kentucky River heißt. An dieser Lebensader wurde die Stadt Frankfort gegründet – und gleich mit ihr unsere Destillerie. Seit 1787 ununterbrochen in Betrieb, ist sie die dienstälteste der USA und noch immer in Familienbesitz.